Der Buhmann der Zukunftsforscher

Ich muss zugeben: das Buch „Die Grenzen des Wachstums" hat mich geprägt, obwohl ich zum Zeitpunkt seines Erscheinens gerade einmal 10 Jahre alt war. Es ist für mich der Startpunkt der Umweltbewegung und der Idee, für die Zukunft auf globalem Niveau zu denken. Zu meiner Jugendzeit gab es Schaumberge auf den Flüssen und Smog in den Städten. Heute baden wieder Menschen im Rhein.

Die Studie basierte auf frühen Computersimulationen an dem Lehrstuhl des MIT, der später auch die „Lernende Organisation" hervorbrachte. Und ich beschäftige mich heute professionell mit Simulationen, da ich die Idee immer noch für gut halte, Dinge vorher auszuprobieren, statt in blindem Aktivismus Katastrophen am laufenden Band zu produzieren.

Genau diese Wirkung wird den „Grenzen des Wachstums" heute vorgeworfen. Das Buch hätte die Menschen durch falsche Vorraussagen in eine zu pessimistische, vorsichtige Haltung geführt. Es sei der Prototyp der „Doomsayer", die sich „damit herausreden, dass die falschen Voraussagen nur deshalb falsch sind, weil die Menschen infolge des Buches ausgleichende Aktivitäten eingeleitet haben".

Ich glaube, dass „Die Grenzen des Wachstums" genau diese Wirkung hatte und dass wir beileibe nicht über den Berg sind und nicht in der Situation, uns darüber lustig zu machen.

Wer meinen Blog und meinen Zukunfts-Podcast kennt, müsste wissen, dass ich enthusiastisch die positiven  Möglichkeiten der Zukunft betone. Aber hier spiele ich in Verteidigung des Buches einmal Doomsayer. Der große Teil der Voraussagen des Buchs kommen erst in der Mitte des Jahrhunderts zu tragen. Und auf dem Weg dahin sieht es nicht besonders gut aus. Aktuell gibt es doppelt so viele Menschen wie zum Zeitpunkt meiner Geburt. Wir haben zwar neue Ölquellen entdeckt oder beuten existierende besser aus, sind aber auf dem Peak und verfeuern immer noch den Grundstoff der Chemieindustrie in Autos. Und ein Super-GAU tritt auch gerade ein, vor dem Ökologen und Zukunftsforscher immer Angst hatten: Die wirtschaftliche Entwicklung von China. Wenn Sie heute ein Haus bauen, zahlen Sie bei den Materialien enorm drauf, weil China den Weltmarkt leergefegt. Und was wollen Chinesen so schnell es geht? Wohnungen, Autos usw. also viel Rohstoffe fressende Materie. Die Autos am besten ohne Katalysator. Dass wir ein China auf dem Niveau der USA nicht verkraften können, wissen wir schon seit Jahrzehnten. Aber statt uns der Lage bewusst zu sein, beschimpfen wir lieber ein warnendes Buch.

Eine Meinung

  1. Oder wie Karlheinz Steinmüller sagen würde:“Ich bin nie ein vollständiger Pessimist; dazu bin ich zu sehr Skeptiker.“

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