Der Adonis-Komplex: Was verbirgt sich hinter der Muskeldysmorphie?

Ein geringes Selbstwertgefühl kann sogar dazu führen, dass ein Mann nahezu alles tut, um dem gängigen Bild eines „ganzen Kerls“ zu entsprechen. Übrigens sind mittlerweile genau so viele Männer, wie Frauen von diesen Essstörungen betroffen.

Woher kommt der Adonis-Komplex?

Angespornt und getrieben von der Werbung, die sie glauben lässt, Männer müssten vor Muskeln nur so strotzen und einen perfekten Körper vorweisen, tun diese Männer alles, um diesem Ideal nachzueifern und ihm gerecht zu werden. Fitnessstudios erleben einen Boom. Die Männer hungern, nehmen Anabolika und trainieren exzessiv. Sie entwickeln Essstörungen und haben häufig ebenfalls eine Störung im Bereich ihrer Körperwahrnehmung. Einige nehmen sogar chirurgische Eingriffe in Kauf, nur um ihrer Idealfigur näher zu kommen.
Adonis ist eine Figur der griechischen Mythologie. Er war wunderschön anzusehen, geradezu ein Bild von einem Mann. Nach ihm hat diese Ess- und Wahrnehmungsstörung den Namen „Adonis-Komplex“ bekommen. Anfang der 80er Jahre rückte dieses Phänomen, auch als Körper- oder Muskeldysmorphie bekannt, erstmals durch ein Buch mit dem Titel „Der Adoniskomplex“ in den Focus der Öffentlichkeit. In diesem Buch veröffentlichten die drei Autoren die Ergebnisse und Erkenntnisse, die sie als Therapeuten gemacht hatten.
Inzwischen leiden ca. 10-15%  der deutschen Männer an einer Biggerexie. Die Dunkelziffer ist sicher höher. Meist gelingt es den Männern einige Zeit, ihr gestörtes und krankhaftes Essverhalten vor anderen Menschen zu verbergen.

Adonis-Komplex erkennen

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Was deutet auf diese Störung hin?

Woran kann man den Adonis-Komplex erkennen? Bestimmte Symptome sind bei der Muskelsucht geradezu typisch. So bewerten die Männer ihre äußere Erscheinung als mangel- und fehlerhaft. Es hilft überhaupt nicht, ihnen immer wieder zu versichern, dass ihr Erscheinungsbild vollkommen in Ordnung und sehr gut sei. Bei dieser psychischen Störung ist die Körperwahrnehmung vollkommen negativ orientiert. Im schlimmsten Fall ziehen sich die Betroffenen aus dem normalen Leben zurück und scheuen die Öffentlichkeit, bis hin zur gewählten Einsamkeit in dem vermeintlich sicheren, eigenen Zuhause. Damit entziehen sie sich der befürchteten Ablehnung und Verachtung durch andere Menschen.
Den Adonis-Komplex erkennen können die an dieser Störung Leidenden selbst nicht. Es bedarf der fachlich kompetenten Hilfe (Psychotherapie) von außen. Auffallend oft geht die Muskeldysmorphie übrigens mit einer sozialen Phobie Hand in Hand, wobei die Sozialphobie zeitlich vor der Erkrankung auftritt. Wenn der Adonis-Komplex lebensbedrohende Formen annimmt, muss eine stationäre Behandlung in Erwägung gezogen werden.
Weitere Symptome können ein maßlos gesteigertes Bedürfnis nach körperlichem Training sowie die Einnahme von Anabolika sein. Wenn der ganze Tagesablauf nur noch nach einem Trainingsplan ausgerichtet wird, ist es höchste Zeit, etwas zu unternehmen. Auch eine offensichtliche Gewichtsabnahme trotz regelmäßiger Fressattacken kann ein Warnzeichen sein. Oft folgen hormonelle Störungen und eine Akne tritt auf.

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Den Adonis-Komplex erkennen, heisst für die Angehörigen, sich unverzüglich mit einem Arzt oder Therapeuten zu beraten.
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat sich als eine geeignete Behandlungsmöglichkeit erwiesen. Da es sich bei der Muskeldysmorphie um eine Wahrnehmungsstörung handelt, bietet sich die KVT an. Kognitionen beinhalten  unsere ureigensten Überzeugungen und dadurch auch die Bewertung unserer Gedanken und des sozialen Umfeldes.
Der Therapeut macht dem Patienten dessen Sicht der Dinge bewusst. Wenn die zugrundeliegenden Denkmuster erkannt sind, kann die Korrektur der falschen Überzeugungen folgen. Wenn das geschehen ist, wird daran gearbeitet, das Verhalten den neuen Erkenntnissen anzupassen. Eine medikamentive Behandlung durch sogenannte SRI, Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Antidepressiva) ist eine weitere Möglichkeit, gegen die Krankheit vorzugehen. Auch Escitalopram gehört zu den wirksamen Medikamenten, die eingesetzt werden können, um das Serotonin in höherer Konzentration im Zentralnervensystem zu halten.

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