Das große Vorbild eines erfahrenen Auslandsreporters ist der griechische Geschichtsschreiber Herodot, geboren 490 v. Chr.

Der polnische Journalist hat mehr als 40 Berufsjahre den „Schwarzen Kontinent" bereist, dessen Menschen erforscht und in seinen Reportagen beschrieben. Er wurde seinerzeit in den 60ern als erster Auslandsjournalist von Polen nach Afrika geschickt. Im Lande unternahm er – oft auf abenteuerliche Art und Weise –  zahlreiche Reisen und nutzte auch eigentlich jede Gelegenheit zur Berichterstattung. Er hat vielfältig aus Krisengebieten berichtet und mehrer Bücher verfasst (Interessant ist die Reportagensammlung „Afrikanisches Fieber", bei Pieper als Taschenbuch 8,90). Jetzt hat er sich auf die Schultern eines Riesen begeben: Ryszard Kapuściński, mittlerweile 73 Jahre alt,  reist mit dem ersten Reporter der Menschheitsgeschichte um die Welt Schon immer war er von ihm fasziniert. Und bis heute ist er für ihn der Größte. Wann und wohin auch immer Ryszard Kapuściński unterwegs war – Herodot war dabei. Dabei war es anfangs gar nicht so leicht, an ein Exemplar von dessen Historien zu kommen – denn in Polen gab es keine Übersetzung davon. Und als die fertig vorlag, durfte sie nicht gedruckt werden: Stalin lag im Sterben und das jahrtausendealte Buch erzählt mindestens ebenso viel vom Zerfall wie von der Schaffung riesiger Reiche, ebenso erschütternd vom Sturz der Mächtigen wie von ihrem Aufstieg. Erst 1954 kam der junge Ryszard Kapuściński mit dem Buch in Berührung – und es erwies sich als Erleuchtung. Da war einer – von Neugier und Wissensdurst getrieben – aufgebrochen, die Grenzen der bekannten Welt auszuloten, mit eigenen Augen zu sehen und mit eigenen Ohren zu hören, oder sich wenigstens von Augenzeugen berichten zu lassen, was sich auf der Welt zugetragen hat. Herodot war kein Händler, Spion, Diplomat oder Tourist, sondern – wie später auch Ryszard Kapuściński – Reporter, Anthropologe, Ethnograph und Schriftsteller. Ryszard Kapuściński erzählt, wie er mit Herodot nach Afrika, Asien und in Europa reist, was er an den Stellen findet, von denen einst der alte Grieche schrieb, welche Konflikte von heute ihre Wurzeln schon damals hatten und wie die Überlieferung menschlicher Geschichte funktioniert.

ZUM AUTOR:
Ryszard Kapuściński  ist 1932 in der ostpolnischen Stadt Pinsk geboren, die heute zu Weißrussland gehört. (Das war damals, wie er selber sagt, "Dritte Welt").
1945 kam seine Familie nach Warschau, wo er studierte. In den fünfziger Jahren wurde er als Korrespondent nach Asien und in den Mittleren Osten, später auch nach Lateinamerika und nach Afrika entsandt. So war er jahrzehntelang unterwegs und hat ein Dutzend Aufstände, Bürgerkriege und Revolutionen miterlebt. Aber er ist kein rasender Reporter. Dazu ist er zu bescheiden, zu scharfsinnig, zu subtil. Seine meisterhaften Bücher zeigen, dass er kein bloßer Korrespondent ist, sondern ein Autor vom Schlage Joseph Conrads und Bruce Chatwins. Die Reportage wird in seinem Werk zur Parabel, zur Erzählung, zum Balanceakt zwischen exakter Beobachtung und literarischer Imagination.

Reisen mit Herodot von Ryszard Kapuscinski, Eichborn 2005. 24,90. Des Weiteren zu empfehlen ist  Der Fußballkrieg. Berichte aus der Dritten Welt. Fischer Taschenbuch. 9,90.

 

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