Das Badezimmer: Sozialer Meeting-Point oder NoGoArea?

Wie halten es Leute, die mit einem Partner zusammeleben, mit der Badezimmertür – bleibt sie offen oder eher zu? Eine seltsame Frage, nicht wahr? Doch die Lektüre des lesenswerten Beitrags "Hängt die Klotür wieder ein!" von Violetta Simon in der Kolumne "Luft und Liebe" der Süddeutschen Zeitung hat mich dazu bewogen, das Thema aufzugreifen. Es ist sicher so, dass im Laufe des Zusammenlebens so manche Maske fällt. Das ist ja auch im Prinzip OK. Doch wenn aus Vertrautheit Stillosigkeit wird, dann kann es Zoff geben. Man stelle sich nur die folgende Szene einer Beziehung vor: Sie liegt schön gemütlich in der Badewanne, urplötzlich kommt Er ins Badezimmer, klappt den Klodeckel hoch und tut, was ein Mann eben tun muss. Es gibt Menschen, für die ist das normal, doch andere wären verärgert – um nicht zu sagen entsetzt. Ich zähle mich definitiv zur letzten Gruppe. Das hat nichts mit Verklemmtheit zu tun. OK, obwohl ich alleine lebe, schließe ich instinktiv die Badezimmertür ab. Das ist zugegebenermaßen seltsam, doch für mich ist das Badezimmer zugleich ein Rückzugsort. Hier bin ich Mensch, hier kann ich sein. Ich würde auch nicht wollen, dass mir jemand beim Epilieren oder anderen Beauty-Ritualen zusieht. Andererseits habe ich kein Problem damit, wenn mich jemand mit einer Gesichtsmaske "erwischt". Dennoch würde ich damit nicht wie ein Nummern-Girl durch die Wohnung spazieren. Vor allem in einer Beziehung geht irgendwie der Zauber verloren, wenn alle Beauty-Geheimnisse preisgegeben werden oder die Toilette zum Meeting-Point wird.

Ich finde, nichts turnt mehr ab als hässliche Lockenwickler oder seltsam riechende Gesichtsmasken. Das heißt natürlich nicht, dass man sich verstecken muss, wenn man sich pflegt. Alles eine Frage des Timings. Traurig wird es aber, wenn aus der Diskretion eine Maske wird. Neulich hat mir ein junger Mann bei einem Business-Sommerfest nach dem dritten Bier (sein drittes, mein erstes, wohlgemerkt) erzählt, dass er seine ehemalige Freundin nie ohne Make-up gesehen hat. Sie ging morgens vor ihm ins Bad und abends schlüpfte sie rein, nachdem er eingeschlafen war. Das ist natürlich traurig und zeugt von sehr viel Unsicherheit. Ich meine: Alles, was man mit Liebe betrachtet, ist schön! Dieses Zitat von Christian Morgenstern mag ich ganz besonders. So sollte es sein, wenn eine Liebe auf einem festen Fundament steht. Dennoch müssen meiner Meinung nach nicht alle Hemmschwellen fallen.

Sie finden das altmodisch oder gar spießig? Dann steht es Ihnen frei, die Toilettentür zu entfernen und etwas Kommune 69-Feeling aufkommen zu lassen. Ich kann und will nicht raus aus meiner Haut. Vermutlich werde ich heute Abend auch wieder unsinnigerweise meine Badezimmertür abschließen, wenn ich mich bettfertig mache. Wie gesagt: My bathroom is my castle! 

Eine Meinung

  1. Ich liebe auch mein Badezimmer!! My bathroom is my private SPA, mein tägliches Wellnessareal oder eine Wellbeing Oase. Da muss ich dann ganz für mich alleine sein (denn wo ist man das sonst noch) – oder ich nehme das Style Magazin der Sunday Times mit, manchmal eine gute Tasse Twinings Earl Grey Tee, ein guter Rotwein (in der Badewanne schmeckt mir auch ein kleines Glas Rose). In Cardiff hatte ich mal eine Landlady / Vermieterin, mit der ich mir das Bad teilen musste. Es gab auch keinen Schlüssel und die Tür klemmte bzw. der Teppich war zu dick. Ich lag des öfteren in der Wanne, sie kam hinein und holte ihre Haarbürste, sagte: Oh sorry und ich sollte mich nicht weiter stören. Angie Jenkins. Es störte mich allerdings!! Ich trage wenig Make-Up, ich liebe den Lidstrich – Kajal und Lippenstifte in allen Farben, die ich schön zu meiner Kleidung finde!! Im Bad brauche ich Zeit, manchmal höre ich Radio in der Wanne. Ich brauche meinen Partner nicht zum Rückenwaschen. Liebe Grüße aus Wales, Annette

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