Champions League: Sieger und Verlierer der Saison 2011/2012

Nun ist es vorbei, das größte Turnier des weltweiten Klubfußballs. Doch während in der Erinnerung noch sehr präsent Bayerns Finalniederlage gegen Chelsea herumspukt, blicken wir komplett zurück auf die Champions-League-Saison 2011/2012 mit ihren Siegern und Verlierern.

Champions League: Die Top 10

1

Sieger der Champions League: Die UEFA

Anders als in der Europa League hat sich die europäische Königsklasse in dieser Saison sehr abwechslungsreich und überraschend entwickelt. Damit ist in erster Linie die Verteilung des Erfolgs auf dieser höchsten kontinentalen Bühne gemeint. Die acht Viertelfinalisten kamen aus sieben verschiedenen Nationen. Vorbei scheint die Zeit, in der englische und spanische Vereine die vorderen Plätze unter sich aufteilen. Diese gewagte These basiert darauf, dass die UEFA mit einigen Regularien dafür gesorgt hat, dass die „kleinen“ Ligen bessere Chancen haben. So sind die Qualifikationsregeln so ausgerichtet, dass die Meister schwächerer Nationen ihre Teilnehmer an der Königsklasse unter sich ausspielen, ebenso die Dritt- oder Viertplatzierten der stärkeren Nationen. Die angekündigte Schuldenbegrenzung dürfte zudem der exorbitanten Geldmaschinerie in Spanien, Italien und England deutliche Grenzen aufzeigen. Möglichweise werden wir daher zukünftig auch wieder Vereine aus Serbien, Schweden oder der Türkei im Champions-League-Endspiels sehen.

2

Chelsea London

Manchem Fan des deutschen Fußballs wird es sicherlich noch verbittern, dass der neue Titelträger nicht FC Bayern München, sondern Chelsea London heißt. Und es verbleibt auch ein fader Beigeschmack, wenn man gesehen hat, mit welch destruktivem Fußball sich die Engländer erst ins Endspiel gemogelt hatten und es schließlich auch noch glücklich für sich entscheiden konnten. Allein: Die Mittel von Chelsea waren legitim und sie beherrschten die Kunst des Verteidigens und der nahezu 100%igen Chancenverwertung perfekt. Barcelona spielte zwar erneut den besten Fußball, war aber in dieser Saison ein Tick zu verspielt für den Verein des russischen Oligarchen Abramovitsch. Als strahlende Sieger dürfen sich die Mitglieder des Teams allemal feiern lassen: Trainer Di Matteo für seine hervorragende Taktik, Keeper Cech für seine sensationellen Reflexe und Vorausahnungen, die Abwehr für perfekte Funktionalität und der „ewige Zweite“ Didier Drogba über seinen ersten großen internationalen Titel mit 34 Jahren, für den er höchstpersönlich sorgte: Mit seinem Ausgleichstor im Endspiel und schließlich dem entscheidenden Elfmeter.

3

FC Bayern München

Am letzten Samstag waren sie die unglücklichen Verlierer, in den nationalen Wettbewerben hatten sie keine Chance gegen Borussia Dortmund. Und doch: Der FC Bayern war international in dieser Saison eine Top-Adresse und ein hervorragender Vertreter des deutschen Fußballs. Auf europäischer Ebene wussten die Münchner stets zu überzeugen – ob in der schwierigen Vorrundengruppe, als klarer Favorit in den Achtelfinal- und Viertelfinalspielen wie auch im Gigantenduell mit Real Madrid. Schließlich war alles angerichtet zum Titelgewinn im eigenen Stadion, doch das eigene Unvermögen und ein von Fortuna geküsstes Chelsea hatten schließlich etwas dagegen. Die Bayern-Spieler müssen ihr Unglück nun irgendwie verkraften, um die EM erfolgreich gestalten zu können. Etwas Großes haben sie dennoch schon geleistet – auch ohne Titel!

4

APOEL Nikosia

Es war die vielleicht größte Sensation, die der europäische Klubfußball in jüngster Zeit erlebt hat. Eine Mannschaft von der Sonneninsel Zypern steht unter den besten Acht in der Champions League und fordert den Rekordsieger Real Madrid. Dabei hatte sich APOEL zunächst noch durch drei nervenaufreibende Qualifikationsrunden kämpfen müssen, bevor es endlich in der Vorrunde angekommen war. Mit dem slowakischen Meister Slovan Bratislava und dem polnischen Titelträger Wisla Krakau wurden dabei auch recht namhafte Gegner ausgeschaltet. Als nächstes wurden Zenit St. Petersburg, Shaktar Donezk und der Europa-League-Gewinner FC Porto ausgeschaltet. 2 Siege, 3 Remis und 1 Niederlage reichten sogar für Platz 1. So erhielt man mit Olympique Lyon noch einmal eine nicht aussichtslose Paarung. Im heimischen Hexenkessel kam APOEL im Elfmeterschießen weiter und erreichte so das Duell mit Real. Hier hielt man im Hinspiel 70 Minuten lang ein 0:0, bevor die Königlichen eiskalt dreimal zuschlugen. Die Reise nach Madrid genossen die Underdogs trotzdem und verabschiedeten sich mit einem 2:5 nicht einmal torlos. Der zyprische Fußball ist endgültig auf der Fußball-Landkarte angekommen.

5

FC Basel

Ein weiteres Außenseiterteam sorgte in diesem Jahr für Furore. Der Schweizer Abonnementmeister FC Basel pirschte sich bis ins Achtelfinale vor und schaltete dabei Manchester United mit 2:1 und einem legendären 3:3 im Old Trafford aus. Zur Belohnung winkten den Baselern anschließend die Bayern, die in einer weiteren grandiosen Partie im Heimspiel nochmals mit 1:0 bezwungen wurden. In München kam man dann mit 0:7 unter die Räder, doch am Erfolg der Saison änderte das nichts mehr. Die Schweiz hat zumindestens einen international konkurrenzfähigen Verein.

6

Die Verlierer der Champions League: Dinamo Zagreb

6 Spiele, 0 Punkte, 3:22 Tore. Allein diese Vorrundenbilanz zeigt, dass der kroatische Meister mit seiner zunächst so umjubelten Teilnahme in der Königsklasse völlig überfordert war. Doch während man in den ersten Partien noch relativ gut mithalten konnte und jeweils nur knapp verlor, brachen zum Schluss im Zagreber Defensivverbund alle Dämme. Höhepunkt war das unfassbare 1:7 im letzten Spiel gegen Olympique Lyon, bei dem es zur Halbzeit noch 1:1 gestanden hatte. Durch die völlige Aufgabe der Kroaten in der zweiten Hälfte gelang es den Franzosen dadurch noch, einen 7-Tore-Rückstand auf Ajax Amsterdam aufzuholen, welches zeitgleich gegen Real Madrid 0:3 unterlegen war. Von holländischer Seite war daraufhin verständlicherweise von Absprachen die Rede. Ein Beweis konnte jedoch nicht erbracht werden. Amsterdam stieg in die Europa League ab und Dinamo Zagreb wird in Zukunft hoffentlich etwas konkurrenzfähiger sein.

7

FC Porto

Der amtierende Sieger der Europa League durfte wieder ganz oben mitmischen und bekam eine vermeintlich leichte Gruppe zugelost. Bei St. Petersburg, Donezk und Nikosie wähnte man sich schon eine Runde weiter. Doch es kam anders. Ohne Topscorer Falcao mühten sich die Portugiesen mehr schlecht als recht und verpassten schließlich durch ein 0:0 gegen St. Petersburg das Achtelfinale. Platz 3 war für den Verein eine herbe Enttäuschung und in der Europa League gab es obendrein noch eine ordentliche Packung von Manchester City und das Aus im Sechzehntelfinale. Eine gelungene europäische Saison sieht anders aus.

8

Borussia Dortmund

Ganz Dortmund fieberte der Rückkehr auf die große Bühne des Fußballs entgegen. Eine machbare Gruppenkonstellation schien die schwarz-gelben zu begünstigen – und dann wurde der internationale Auftritt für den BVB zur bitteren Enttäuschung. Spielerisch ansprechend wie eh und je, taktisch jedoch amateurhaft bestritten die Dortmunder ein Spiel wie das andere. Trotz besserer Spielanlage ließen sie unerklärliche Chancen zu. Und während die Gegner die sich ihnen bietenden Möglichkeiten eiskalt nutzten, fielen die Dortmunder Stürmer oft durch klägliche Ungefährlichkeit auf. Durch ein 2:3 nach 2:0-Vorsprung gegen Marseille am letzten Spieltag verpasste man schließlich gar Platz 3 in der Gruppe. Jürgen Klopps Truppe musste daraufhin ob ihrer Unreife Hohn und Spott hinnehmen – und zeigte es dem versammelten Fußball-Deutschland dann in der Liga ein weiteres Mal. In der kommenden Saison beginnt dann ein neues Champions-League-Abenteuer. Hoffentlich dann mit reiferen Dortmundern.

9

Joachim Löw und seine Nationaltrainerkollegen

Wenn eine Europameisterschaft ansteht, sind lange Klubwettbewerbe ein großes Ärgernis für jeden Nationaltrainer. Der Coach des deutschen Teams, Joachim Löw, ist da in diesem Jahr besonders betroffen. Nur scheibchenweise trudelten seine Kicker aus den verschiedenen Himmelsrichtungen ins Trainingslager nach Sardinien und an die französische Mittelmeerküste. Real Madrids Stars Özil und Khedira brauchten noch ein paar Tage Pause, Borussia Dortmunds Kicker waren noch im DFB-Pokalfinale im Einsatz, Bayerns Mannen brauchten sogar noch länger durch das Europapokal-Endspiel. Obendrein folgte danach noch ein von der breiten öffentlichen Meinung als sinnlos erachtetes Freundschaftsspiel der Bayern gegen die Niederlande. Auch andere Nationalteams sind von den langen Saisons auf Klubfußballebene betroffen. Hier sollte die UEFA in EM– oder WM-Jahren nach einer günstigeren Spielplanregelung Ausschau halten.

10

FC Barcelona

Ein Team, das im CL-Halbfinale steht, sollte eigentlich nicht unter den Verlieren genannt werden. Doch wenn man FC Barcelona heißt und seit Jahren als beste Mannschaft der Welt gehandelt wird, nagt ein Ausscheiden gegen den FC Chelsea im Halbfinale doch stark am Selbstverständnis. Die so titelverwöhnten Katalanen haben quasi ein verlorenes Jahr hinter sich, das selbst durch ein gewonnenes Pokalfinale gegen Athletic Bilbao nicht wieder gerade gerückt werden kann. In Barcelona lernt man gerade, dass es im Fußball eine Unschlagbarkeit nicht gibt. Und selbst ein Lionel Messi ist fehlerhaft. Dies ist vielleicht eine Beruhigung für alle reinen Freizeitkicker dieses Planeten.

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