Castingallee

„Na, ist doch ganz klar. Hier sehen sie alle so gestriegelt und cool gestylt aus, als ob sie gerade von einem Casting für MTV oder Levis gekommen sind."
Ich wunderte mich warum mir das noch nie aufgefallen war. Ich wusste nur, dass diese Straße nicht zu meinen Lieblingen gehörte.
Ich sah mir die Menschen ganz genau an, wie sie die Straßen entlang glitten und sich und ihre Mode spazieren trugen, so wie ich.
Alle schienen austauschbar. Und mir fiel mein eigenes Casting wieder ein, bei dem ich vor langer Zeit mal gewesen war und wo ich diese Austauschbarkeit besonders gespürt hatte.
Es ging damals um 8&4 und ums Tanzen zu den Doors. „Come On Baby Light My Fire." Also tanzte ich. Gab alles. Und der Casting-Dandy sagte zu mir, ich solle fließender Tanzen, fließender. Christina Aguilera. Obwohl es im Spot später Techno sein würde. Nicht so abgehackt. Und bitte schön verführerisch. Und in die Kamera. Und heiß.
Heiß war mir schon, dies brauchte er mir gar nicht zu sagen. Die Kamera lief, sechs Augenpaare weilten auf meinem Körper, und ich musste mich zwingen, an die Sendung mit der Maus zu denken, um nicht total im Boden zu versinken.
Und nachdem ich mich also eine Viertelstunde zum Klops gemacht hatte, entließ man mich gnädigst.
Und gab mir zum Abschied sogar noch die Hand.
„Vielen Dank… Äh, wie war noch gleich Dein Name?"
„Angela."
„Richtig, Angelika! Na, sie hören von uns."
Ich hörte nix. Macht auch nix.
Jeder macht eben das, was er am Besten kann.
Jeder für sich. In der großen Stadt.
Und vielleicht in der Kastanienallee.

Eine Meinung

  1. Hoffentlich hast du nicht wirklich in einem Kaffee gesessen… Stelle ich mir jedenfalls etwas unangenehm vor.

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