Bundesliga: Verlierer der Saison 2011/12

Am Saisonende wird abgerechnet: Wer das Klassenziel nicht erreicht oder die eigenen Erwartungen nicht erfüllt hat und somit „Bundesliga Verlierer“ genannt werden darf, zeigt unser Saisonrückblick Teil 2.

Bundesliga Verlierer: Die Top 10

1

1. FC Köln

Der Karnevalsverein lebt wieder. Lange Zeit versuchte man beim 1. FC Köln die Probleme herunter zu spielen, ja sogar sachlich damit umzugehen und die Ruhe zu bewahren. Doch ein Formeinbruch in der entscheidenden Saisonphase brachte schließlich doch die übliche Einsicht: Der Trainer muss gehen. Lange hatte man am Norweger Stale Solbakken fest gehalten, doch dieser brachte die Rheinländer auf Dauer einfach nicht auf Kurs. Nach seiner Entlassung ging es drunter und drüber. Zuvor musste schon Sportdirektor Volker Finke gehen, der seit Beginn seines Engagements am Dom nur selten eine gute Figur gemacht hatte. Passenderweise wurde kurz vor Toresschluss ausgerechnet Frank Schaefer zurück geholt, der nach Querelen mit Finke im letzten Jahr freiwillig das Weite gesucht hatte. Doch all dieser verspätete Aktionismus nutzte nichts. Die Mannschaft zeigte zu selten ihr positives Gesicht und kam nicht mehr auf die Beine. Mit zwei 1:4-Niederlagen gegen Freiburg und die Bayern muss der 1. FC Köln einmal mehr und verdientermaßen den Gang in die zweite Liga antreten.

2

Michael Preetz und Hertha BSC

Mit großer Hoffnung und viel versprechenden Ergebnissen startete man in Berlin in das neue Bundesliga-Abenteuer. Schließlich war der letzte Abstieg des langjährigen Spitzenvereins nur als unglücklicher Betriebsunfall gewertet worden. Die Verpflichtung von Markus Babbel als Chefcoach und die sehr souveräne Aufstiegssasion hatten nun für Aufbruchstimmung in der Hauptstadt gesorgt, die hier und dort etwas zu überbordend in Richtung Europa abzielte. Hertha spielte eine sehr ordentliche Hinrunde und erreichte im DFB-Pokal das Viertelfinale. Doch dann zerstritten sich Markus Babbel und Sportdirektor Michael Preetz aus nie ganz geklärten Umständen. Babbel, der ansich als sachlich und aufrichtig galt, musste in der Winterpause gehen. Michael Skibbe wurde verpflichtet und Herthas Talfahrt begann. Ohne einen einzigen Punktgewinn nach sechs Spielen wurde der ehemalige Assistenzcoach der Nationalmannschaft später durch Heilsbringer Otto Rehhagel ersetzt. Doch nicht einmal der alte Trainerfuchs vermochte mit seinen vielleicht nun doch etwas antiquierten Methoden die Berliner noch auf Kurs zu bringen. Der Relegationsplatz wurde erreicht, doch dort folgte sportlich der Abstieg gegen Fortuna Düsseldorf und ein hässliches Spiel mit schlimmen Begleitumständen, an denen unter anderem auch die Hertha-Fans beteiligt waren. Nun hofft man auf ein Wiederholungsspiel, das eine sportlich und führungsmäßig desaströse Hertha eigentlich nicht verdient hätte. Unabhängig ob er bleibt oder nicht – Michael Preetz ist als Einzelperson der größte Bundesliga Verlierer der Saison.

3

Hamburger SV

Ein Umbruch war angekündigt in der Hansestadt. Alte Leistungsträger wie Joris Mathijsen, Ruud van Nistelrooy oder Frank Rost gingen von Bord, dafür wurde fast die komplette Jugendabteilung von Chelsea London verpflichtet. Verantwortlich dafür war Manager Arnesen, sportlich sollte Michael Oenning das HSV-Schiff auf Kurs bringen. Doch ein Katastrophenstart beförderte Oenning sogleich aus dem Verein, der Nachfolger wurde über Wochen fieberhaft gesucht. Schließlich wurde in Thorsten Fink ein junger Trainer gefunden, der in Österreich einige gute Erfolge gefeiert hatte. Er führte den HSV zunächst auch vom letzten Tabellenrang ins untere Mittelfeld, jedoch als man in Hamburg gerade aufatmete, zeigte die Formkurve auch schon wieder nach unten und der Abstieg kam noch einmal gefährlich nahe. Ein Kraftakt in Spielen gegen Kaiserslautern oder Hannover sicherte schließlich gerade noch die nötigen Punkte und den Status als einziger durchgängiger Bundesligaverein von Anbeginn. Platz 15 ist dennoch kein Ruhmesblatt und bedarf im nächsten Jahr einer deutlichen Korrektur – oder es beginnt eine neue fieberhafte Trainersuche.

4

Werder Bremen

Auch in der zweiten Hansestadt gab es am Saisonende lange Gesichter. Dabei hatte man in der Hinrunde in Bremen die schwache letzte Spielzeit vergessen gemacht, stand lange in Reichweite zur Spitze. Damit gerieten die Grün-Weißen immerhin nicht wieder in den Abstiegskampf. Denn die Rückserie war schließlich so katastrophal wie zuvor keine. Gerade einmal zwei Siege gelangen den vom Verletzungspech gebeutelten Bremern. Thomas Schaaf muss sich erneut fragen, ob seine Zeit an der Weser nicht nun doch vorbei ist. Einem Nachfolger würde ein Neuanfang aber sicherlich auch nicht leicht fallen. Werder ist längst nicht mehr so attraktiv wie noch vor einigen Jahren und dem Abgang von Pizarro und Naldo könnten noch weitere Leistungsträger folgen. Es kündigen sich schwere Zeiten an an der Weser.

5

Felix Magath beim VfL Wolfsburg

Nur zweimal in seiner Bundesligazeit schaffte es der VfL ins europäische Geschäft, davon sogar einmal zum Meistertitel. Damals war Felix Magath in seiner ersten Trainerzeit in Wolfsburg. Doch nach seinem Engagement auf Schalke konnte der Dominator den Wölfen bisher nicht nochmals aus dem tristen Image heraus helfen. Die Spielzeiten in Wolfsburg wirken daher meistens wie der Spielfilm „…und täglich grüßt das Murmeltier“. Immer wieder nimmt Sponsor Volkswagen eine Menge Geld in die Hand, um Transfers und Gehälter zu zahlen. Doch die Auswahl der Spieler ist oftmals sehr unzureichend und wenig durchdacht. Dies konnte gerade auch Felix Magath nicht ändern. Europas Fußball wird ein weiteres Mal ohne den VfL Wolfsburg auskommen.

6

1. FC Kaiserslautern

Am Ende nahmen sie ihr Schicksal vergleichsweise gefasst und sachlich hin. Auf den Tribünen waren die Proteste der Fans des 1. FC Kaiserslautern schon recht früh laut geworden, doch der Verein schlingerte weiter auf bedenklichem Kurs nach unten. Die Offensive wurde zum Sinnbild der Lauterer Hilflosigkeit und überbot sich gegenseitig an Harmlosigkeit. Als der Abstieg schon fast unvermeidlich schien, entließ man doch noch Trainer Stefan Kuntz, um dem Bulgaren Krassimir Balakov ein Himmelfahrtskommando zu überlassen. Vielleicht war es für den früheren Weltklassespieler aber auch nur der Beginn einer erfolgreichen Trainerkarriere, denn er wird in der zweiten Liga weiter seine Chance bekommen. Man hat sich in Lautern mit dem Abstieg abgefunden und konnte frühzeitig für die neuen Umstände planen. Vielleicht ist das ein Vorteil, der den Abstieg letztendlich nur zu einem Betreibsunfall macht.

7

deutsche Stürmer

Das Problem ist langjährig bekannt. Die Bundesliga boomt und auch die Nationalmannschaft ist schon seit einigen Jahren wieder höchst erfolgreich. Die Nachwuchsabteilungen produzieren hoffnungsvolle Talente en masse. Doch im Sturm dominieren nach wie vor die ausländischen Spieler. Nur drei Deutsche befinden sich unter den Top 10 der treffsichersten Stürmer, nämlich Mario Gomez, Lukas Podolski und Stefan Kießling. Folgerichtig nimmt Joachim Löw auch nur drei echte Stürmer mit zur Fußball EM 2012, auch wenn Lukas Podolski in seinem Kader als Mittelfeldspieler zu zählen ist. Neben Gomez sind dies Miroslav Klose und Cacau. Löw setzt im Angriff also auf Bewährtes, die Leistungen der restlichen Angreifer sind ihm zu schwankend und im System nicht passend. Hier hat Deutschland noch Nachholbedarf.

8

Robin Dutt

Den Sc Freiburg hat er in die Bundesliga geführt und nach den tollen Erfolgen der letzten Saison zog es ihn weg aus dem Breisgau. Robin Dutt suchte die große europäische Bühne. Bayer Leverkusen sollte es sein, das den abgang von Jupp Heynckes nach München zu beklagen hatte. Und die Spiele in der Champions League waren es auch, die Dutt eine ganze Weile seinen Trainerstuhl behalten ließ, denn in der Liga lief es alles andere als rund. Die Spitze hatte man schon frühzeitig aus den Augen verloren und im Pokal kam das Erstrunden-Aus bei Zweitligaaufsteiger Dynamo Dresden. Als nach der guten Champions-League-Vorrunde schließlich ein Debakel gegen den FC Barcelona passiert und Bayer in der Liga auch noch die Europa League zu verspielen drohte, musste Robin Dutt die Koffer packen und sich einige Fehler eingestehen. Leverkusen schaffte indes noch die Wende und erreichte unter Hypiää und Lewandowski Platz 5. 
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9

Vize-Bayern

Wenn eine Mannschaft in Pokal und Bundesliga Platz 2 erreicht und obendrein noch im Champions League Finale steht, ist sie gemeinhin kein Bundesliga Verlierer. Anders sieht die Sache aus, wenn es sich dabei um den FC Bayern München handelt, für den stets nur Titel zählen. Nun haben die Dortmunder den Bayern den Rang abgelaufen. Jupp Heynckes' Truppe war oft zu inkonstant, wechselte in regelmäßigen Abständen zwischen Welt- und Kreisklasse. Auch aus dem „Finale dahoam“ sind die Bayer als Verlierer hervorgegangen. Bayerns Niederlage gegen Chelsea war bitter und setzt dem ganzen noch die Krone auf. 

10

Holger Stanislawski

Robin Dutt und Holger Stanislawski sind in dieser Saison wie Zwillinge. Sie wagten den Schritt aus ihrer angestammten Heimat ins Neuland und scheiterten dort grandios. Für Stanislawski war die TSG Hoffenheim eine Nummer zu groß, denn die Erwartungen und Hoffnungen, dort eines Tages europäisch unterwegs zu sein, existieren immer noch. Doch das Team war dem Hamburger nicht zu Willen, enttäuschte seine taktischen Vorgaben immer wieder und das zeigte er auch deutlich in Interviews und Pressekonferenzen. Vielleicht war dies auch ein ausschlaggebender Punkt, weshalb Stanislawski irgendwann der Rückhalt aus dem Verein verloren ging. Seinen Ruf hat „Stani“ aber offenbar nicht dauerhaft verschlechtert. Zur neuen Saison vertraut man ihm die schwierige Aufgabe an, den 1. Fc Köln zurück in dei Bundesliga zu führen.

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