Binge-Eating: Was sich hinter der Essstörung verbirgt

„Binge-Eating“ heißt wörtlich übersetzt nichts anderes als „Gelage-Esserei“, das Verb „(to) binge“ kann auch mit „schlingen“ ins Deutsche übersetzt werden und meint demnach einen absoluten Überkonsum an Essen – fernab von jeglichem Hunger- oder Sättigungsgefühl. Wer also unter der „Binge-Eating-Disorder“ (BED) oder der Binge-Eating-Störung (BES) leidet, kämpft mit regelmäßigen Heißhungerattacken und regelrechten Fressanfällen. Der Begriff ist in den USA seit den 50er Jahren verbreitet, und betrifft dort eine immer größer werdende Anzahl von Patienten.

Abgrenzung von anderen Essstörungen

Das Binge-Eating Syndrom kann dabei klar von anderen Ess-Krankheiten abgegrenzt werden. Im Gegensatz zur Magersucht liegt dies noch auf der Hand, da die unter der Essstörung leidenden ja Essen in rohen Mengen zu sich nehmen, anstatt bewusst zu hungern. Die Abgrenzung zur Bulimie hingegen zieht man dadurch, dass nach den Fressanfällen, die man als Bulimie-Erkrankter ebenfalls hat, kein selbstinduziertes Erbrechen stattfindet, man sich also nicht erbricht. Auch exzessives Sporttreiben steht nach den Fressanfällen bei Binge-Eatern nicht zwangsweise auf dem Regime, um der erhöhten Kalorienzufuhr entgegenzuwirken.

Merkmale des Binge-Eating Syndrom

Binge-Eater müssen nicht zwangsläufig stark übergewichtig oder gar adipös sein, viele der Betroffenen sind sogar normalgewichtig, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung von Übergewichtigen, die über Jahre hinweg unzufrieden mit ihrem Erscheinungsbild gewesen sind, höher als die Normalgewichtiger. Um herauszufinden, ob man unter dem Binge-Eating Syndrom leidet, gibt es gewisse festgesetzte Merkmale, die zur Diagnose führen. Diese wurden von der Psychatrischen Vereinigung in Amerika 1990 festgelegt und dienen zu Erkennung der Krankheit. Symptome der Essstörung sind unter anderem:

  • regelmäßige, nicht durch Hunger ausgelöste, unkontrollierte Essanfälle mit hoher Kalorienzufuhr
  • Verlust von jeglichem Sättigungs- oder Vollegefühl während eines Essanfalls
  • Kontrollverlust bei der Nahrungsaufnahme
  • Schamgefühl, Depressionen und Leiden unter und nach den Fressanfällen
  • Die Essanfälle treten in der Regel auf, wenn der/die Betroffene alleine ist, bzw. werden geheim gehalten

Als wirklich unter dem BES-Leidender wird man eingestuft, wenn die Essattacken über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten mit einer Regelmäßigkeit von wenigstens zwei Mal pro Woche auftauchen.

Ursachen der Essstörung

Da die Krankheit noch nicht Grundlage allzu vieler Studien war, wie zum Beispiel die bekannteren Esstörungen Magersucht und Bulimie, gehen verschiedene Psychologen und Ernährungswissenschaftler von unterschiedlichen Ursachen für die Störung aus. Stress, negative Gefühle im Allgmeinen sowie auch Langeweile werden häufig als Ursache genannt. Gerade Ernährungswissenschaftler machen auch das von der Gesellschaft geforderte „gezügelte Essverhalten“ verantwortlich, dass viele Menschen dazu verleitet, sich im Geheimen vollzufressen. Da der gesellschaftliche Druck nach gesunder Ernährung und leichter Kost steigt, wird durch die Krankheit das Gegenteil erreicht. Eine spezifische Altersgruppe kann bei Binge-Eating-Patienten im Übrigen nicht festgestellt werden, sowohl junge als auch ältere Menschen haben mit der Krankheit zu kämpfen.

Behandlung und Verbreitung des Binge-Eating-Syndrom

Die Behandlung und Heilung einer Binge-Eating-Störung hat vor allen Dingen das Ziel, die Essgewohnheiten der Patienten wieder zu normalisieren. Die sogenannte „kognitive Verhaltenstherapie“, die auch bei Bulimie-Kranken angewandt wird, ist dabei die häufigste Heilungsmethode. Hierbei wird der Fokus auf die regelmäßige und normal portionierte Essenszunahme geachtet, und diese durch genaue Datierung in z.B. einem „Essenstagebuch“ festgehalten. Da der Ursprung der Krankheit psychologischer Natur ist, wird in einer Therapie den seelischen Ursachen für die Heißhungerattacken auf den Grund gegangen und in einer Mischung aus Gesprächs- und Körpertherapie behandelt. Schätzungen gehen von 1,5- 2 Millionen unter der Essstörung leidenden in Deutschland aus, die Zahl der Betroffenen liegt damit höher als die der Bulimiekranken.

Gefahren der Krankheit

Neben den schweren psychischen Schäden, unter denen man durch die Verdrängung der Krankheit leidet, oder die erst zum Krankheitsbild geführt haben, können vor allem auch körperliche Folgeerkrankungen das BES zu einer gefährlichen Krankheit werden lassen. Denn vor allem der hohe kalorische Wert, den man bei den Essanfällen zu sich nimmt, wirkt sich bei andauernder Störung früher oder später auf den Körper aus. Folgende Folgeerkrankungen sind durch das BES gegeben:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen, allen voran Herzinfarkt, Herzerkrankungen, Bluthochdruck und Schlaganfall
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Gelenkschmerzen und-entzündungen
  • Psychologische Erkrankungen: Depressionen, Schuldgefühle, Borderline Syndrom, seelischer Kummer, soziale Isolation, Antriebslosigkeit

Vorbeugen der Krankheit

Dem Krankheitsbild kann man nur mit einer positiven und überzeugten Körpereinstellung präventiv entgegenwirken, und gerade im Frühstadium bewusst eine Entscheidung durch Inanspruchnahme professioneller Hilfe gegen die Störung fällen. Wenn man bei Verwandten oder Freunden Merkmale feststellt, so ist ein offenes Gespräch unter vier Augen oft ein guter Schritt. Auch der Hinweis, eine Beratungsstelle oder einen Arzt aufzusuchen, kann nur helfen, rechtzeitig etwas gegen eine aufkeimende Essstörung zu unternehmen.

Nähere Informationen und professionelle Hilfe finden Sie unter folgenden Links:

BZGA, Essstörungs-Portal: http://www.bzga-essstoerungen.de/

Essprobleme& DiS: http://www.essprobleme.de/

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3 Meinungen

  1. Ich bin erschüttert. Meine (Teenager-) Tochter isst in den letzten Wochen eher unregelmäßig – da wollte ich mich ein wenig schlau machen, um mögliche Anzeichen für eine Essstörung frühzeitig zu erkennen. Nein, ich möchte ihr nicht hineinreden, sondern nur erkennen, sollte es irgendwann einmal aus dem Ruder laufen. Von Magersucht und Bulimie hat man schon gehört, aber diese krankhaften Heißhunger Attacken waren mir neu. Wobei die Begrifflichkeit dazu verführt, zu sagen, dass sich Betroffene sicher nur nicht im Griff haben… Und gerade weil „Heißhungerattacken“ so ein geläufiger Begriff ist, könnte ich mir vorstellen, dass Mädchen das Problem selbst nicht erkennen können. „Die Person muss mindestens zwei Essanfälle pro Woche erleiden, und das über einen Zeitraum von zumindest sechs Monaten.“ heißt es in einem Beitrag. Das ist eine ganz schön lange Zeit für jemanden, der vermutlich nach Hilfe ruft…

  2. Schöner Überblick über die aktuellen Möglichkeiten starkem Karies. Sehr informativ und hat mir sehr geholfen. Danke!

  3. Sobald man merkt, dass jemand im Umfeld an einer Essstörung leiden könnte, sollte man diese Person genau beobachten. Mit Essstörungen ist nicht zu scherzen, man wird viel zu schnell davon süchtig nichts zu Essen oder zu Brechen.

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