Aus Nichts einen Elefanten machen

Wir machen uns das nicht klar, aber eigentlich basiert unsere materielle Umgebung quasi auf nichts. Der Schreibtisch, der fest und stabil vor Ihnen steht, ist aus Atomen zusammengesetzt, jedes ein winziger Atomkern mit einem Elektron und viel Nichts dazwischen. Sehr viel Nichts. Dass Sie beim Aufstützen nicht durchfallen, liegt nur daran, dass Sie nicht so kräftig sind wie der Elektromagnetismus, der die Atome zusammenhält. Sonst würden Sie auch beim Jogging durch den Waldboden bis zum Erdkern fallen.

Die Vorstellung fester Materie ist also eine Illusion, diese Erkenntnis hat aber noch nicht Einzug gehalten in unsere Vorstellungen der Produkte, die uns umgeben und in denen die Ideen des Industriezeitalters stecken: Autos, Ozeandampfer, Werkzeugmaschinen und Computer sind stabile Gegenstände, Hardware eben.

Aber könnten wir nicht die Dinge wenn wir sie brauchen schnell aus winzigen Teilchen zusammensetzen, die materielle Welt also immer stärker wie Software betrachten? Dies ist schon seit einiger Zeit der Traum vieler Forscher, und diverse Nanotechnologie-Projekte oder Schwarmideen gehen ihm nach.

So forschen z.B. Intel und die Carnegie Mellon Universität daran, ob Sie mit Millionen von kleinen Robotern Stoffe herstellen können, die sich zu beliebigen 3D-Formen zusammensetzen und mit Softwarebefehlen umzuordnen sind. „Dynamic Physical Rendering" wird das genannt und grenzenlose Anwendungen sind leicht vorstellbar. Inneneinrichtung je nach Laune, Abendkleid nach Anlass oder Postpakete, die sich zum Auspacken einfach auflösen.

Produkte werden so in Zukunft nicht mehr gekauft, sondern abonniert wie Software, damit Sie jederzeit von den Updates profitieren können.

Dies würde die zukünftige Distribution auch von Dingen sehr beeinflussen, die deutlich materielastig sind. Stellen Sie sich z.B. vor, das neue Automodell Ihrer Stammmarke gefällt Ihnen ausgesprochen gut. Heute gehen Sie ins Autohaus, diskutieren ein wenig, geben Ihren bisherigen Wagen in Zahlung und nehmen irgendwann den Neuen mit. In der zukünftigen Welt des Autoverkaufs bestellen Sie über Handy das neue Modell, Sekunden später rauscht es auffallend in Ihrer Garage (würden Sie hineinsehen, könnten Sie einen herumwuselnden Schwarm statt eines Autos betrachten), die Schwarmkonfiguration fährt ein Update und eine Minute später steht das neue Modell dort, als sei nichts gewesen. Nur ein paar Bierflaschen, die im alten Modell noch im Kofferraum lagen, rollen jetzt auf dem Boden herum.

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