Archäologische Tour durch Ägypten: Auf den Spuren der Geschichte

Ägypten ist dreimal so groß wie Deutschland. Die für Touristen archäologisch interessante Zeit des Alten Ägyptens umfasst fast 4.000 Jahre. Eine immens lange Zeit!

Noch dazu handelt es sich um eine Kultur, die so ganz anders ist als die heutige. Die den Tod nicht tabuisierte, sondern ihm einen viel größeren Stellenwert zuschrieb. Deren Denken nicht in Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft kategorisiert worden ist, sondern die in Aspekten, in fertig und nicht-abgeschlossen, dachte. Ihre Schreiber, die ihre Spuren auf den Mauern und Wänden hinterließen, folgten keinem „historischen Denken“, fühlten sich nicht der Wahrheit verpflichtet, wie es unsere Gesellschaft tut. Ihre Gesellschaft lebte nach gänzlich anderen Regeln und erschuf Monumente, die eigentlich jenseits der Vorstellungskraft liegen.

Eine archäologische Tour durch Ägypten, eine Entdeckung dieser fremden Welt fasziniert und begeistert seit jeher! Hier ist ein kleiner Überblick über außergewöhnliche und imposante Sehenswürdigkeiten.

Alexandria – „Multikulti um die Zeitenwende“

Alexandria, gelegen am Mittelmeer, war während der Zeitenwende eine der blühendsten Städte der mediterranen Welt. Ihr Ruhm begründet sich auf vielen Legenden und Bauten, die leider vielerorts durch Erdbeben, Feuer und Eroberungen zerstört worden sind. Es sei nur an den Leuchtturm von Pharos erinnert, die Große Bibliothek von Alexandria, das Museion (ein Forum von Künstlern und Wissenschaftlern) oder der versunkene Palast von Kleopatra.

Gegründet wurde sie 331 v. Chr. von Alexander, der in dieser Stadt auch seine letzte Ruhe fand. Historiker belegen, dass er in der Sema-Nekropole der Ptolemäer begraben worden ist, die nach der Blütezeit der Stadt im Dunkel der Geschichte verschwand und bisher nicht lokalisiert werden konnte.

Da Alexandria erst zu Beginn der römisch-griechischen Epoche gegründet worden ist sind auch ihre antiken Sehenswürdigkeiten dieser Art. „Pflichtprogramm“ ist die Pompeiussäule, das einzige erhaltene Bauelement des Serapeums (Tempel des ägyptisch-hellenistischen Gottes Serapis, des höchsten Stadtgottes), das Griechisch-Römische Museum mit Objekten aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. und Kom al-Dikka, ein riesiges Areal aus der römischen Zeit mit Amphitheater, Zisternen, Bädern und Wohnhäusern. Ein Highlight sind die Katakomben von Kom el-Shoqafa – ein Friedhof, aus dem 1. bis 4. Jahrhundert nach Christi, der den christlichen Katakomben in Rom sehr ähnlich ist. In seinen Gräbern, Statuen und funerären Objekten spiegelt er die kulturelle Vermischung von Ägyptern, Griechen und Römern wider.

Tanis – unberaubte Königsgräber

Die Stadt Tanis im Nildelta, deren älteste Überreste aus der spätramessidischen Epoche stammen, explodierte plötzlich, zu Beginn der Dritten Zwischenzeit, zu einer Metropole, die die XXI. Dynastie zu ihrer Hauptstadt machte. Die Tempel, allen voran der Amun-Tempel sind teilweise zerstört, aber für ein Entgelt zu besichtigen, welches auch ein kleines Museum mit einschließt. Berühmt wurde Tanis durch den Fund einiger unberaubter Königsgräber der XXI. und XXII. Dynastie, die teilweise zu besichtigen sind und deren kostbare Ausstattung sich im Ägyptischen Museum von Kairo befindet.

Die Ausgrabungsstätte befindet sich in der Nähe des Ortes San el-Hagar.

Bubastis – Hauptstadt der „libyschen Dynastie“

Die Residenzstadt der XXII. Dynastie gehört heute zum arabischen Ort Ez-Zaqazig. Bubastis war in der Dritten Zwischenzeit eine der bedeutendsten Städte neben Tanis und wichtigster Kultort der katzengestaltigen Göttin Bastet. Zu besichtigen sind ein „Skulpturenpark“, in dem Statuen aus der Umgebung und aus verschiedenen Epochen zusammengeführt worden sind, die Reste des Bastet Tempels, ein Friedhof des Neuen Reiches, eine Palastanlage des Mittleren Reiches und der Ka Tempel des Teti.

Das Nildelta – ein Stiefkind

Das Nildelta erfährt in der Öffentlichkeit kaum Beachtung. Dies liegt zum Einen daran, dass es aufgrund des hohen Grundwasserspiegels schwieriger zu ergraben ist; zum Anderen werden die Epochen des Alten Ägypten, fälschlicherweise, für unterschiedlich wertvoll gehalten und dementsprechend „stiefmütterlicher“ behandelt. Eine Erforschung des Nildeltas ist aber gerade für Abenteurer und Liebhaber zu empfehlen. Es ist touristisch nicht ansatzweise so erschlossen bzw. überlaufen, wie Luxor oder Abu Simpel, und daher weitaus schöner und entspannter zu entdecken. Gefordert wird aber Eigeninitiative. Neben den Orten Tanis und Bubastis sind auch Naukratis, Merimda Beni Salama, Sebennytos, Piramesse und Avaris ausgegraben. Die Besichtigungsmöglichkeiten sind jedoch sehr unterschiedlich und es wird empfohlen, sich vorher genau zu erkundigen.

Kairo – El Qahira

Kairo ist vor allem berühmt für das Ägyptische Museum Kairo, die Pyramiden von Gizeh und der Großen Sphinx. Es sollten jedoch nicht all die anderen Pyramiden vergessen werden, die sich um die Hauptstadt herum „tummeln“: die Pyramide des Djedefre in Abu Roasch, die Grabstätten in Dahschur aus der IV. („Knickpyramide“ des Snofru), XII. und XIII. Dynastie und die Pyramiden von Sakkara aus der III. Dynastie (Stufenpyramide des Djoser) oder kleinere aus der V. und VI. Dynastie.

Al-Fayyum – eine Oase an der libyschen Grenze

Die Oase Fayum wurde im Alten Reich oft für großangelegte Jagden genutzt; zugleich war sie Hauptkultort des Krokodilgottes Sobek. Im Mittleren Reich wurde das Sumpfgebiet von Amenemheit III. und Sesostris II. durch Deiche und Kanalanlagen trockengelegt.

Berühmt ist die Hawara Pyramide Amenemhets III., deren Totentempel von Herodot und Strabo als riesiges Labyrinth gepriesen wurde; vergleichbar mit dem Labyrinth des Minos. Leider wurde der Totentempel später als Steinbruch genutzt, sodass heute nur noch die Fundamente erhalten sind. Bekannt ist auch der kleine Tempel Amenemhets III., der Medina Wadi.

Am östlichen Talausgang des Fayum befindet sich der Ort Al-Lahun (manchmal auch fälschlicherweise als „Al-Kahun“ bezeichnet). In seiner Nähe befindet sich die Pyramide Sesostris II., die nur noch eine Ruine ist. Aber unweit von ihr hatten die Bewohner des Landes Kemet das Grab der Prinzessin Sit-Hathot-Iunet angelegt, in dem Grabräuber eine Nische übersehen hatten. Dort wurde Schmuck entdeckt, der zu den herausragendsten und künstlerisch wertvollsten Arbeiten Ägyptens gezählt wird.

Die Pyramide und das Grab der Prinzessin wurden von den Bewohnern der Pyramidenstadt „Hetep-Sesostris“ errichtet. Dieser Ort diente als regionales Zentrum und führte den Totenkult für Sesostris II. noch viele Jahrhunderte weiter. Für die Forschung wurde diese Siedlung besonders interessant, da sie den kompletten Grundriss einer geplanten Stadt zeigt, und aufgrund der vielen mathematischen und medizinischen Papyri, die dort gefunden worden sind.

Aus der griechisch-römischen Zeit stammt die Stadt Bakchias mit den Tempelanlagen von Kom Umm e-Atl, deren Überreste heute noch gut zu erkennen sind, und die Tempelanlagen von Qasr Qaroun. Im Fayoum wurden aus der römischen Epoche viele Mumienporträts gefunden – Abbilder eines Verstorbenen, die auf seiner Mumie lagen.

Eine Nekropole in Beni Hasan

Beni Hasan liegt südlich von Al-Minya. Die Nekropole ist, mit Ausnahme des Neuen Reiches, die gesamte ägyptische Geschichte lang genutzt wurden und es gibt auch Tempelbauten und andere Anlagen in der Umgebung. Berühmt ist sie jedoch für ihre Felsengräber aus dem Mittleren Reich. Die vier beliebtesten Gaufürstengräber können besichtigt werden und faszinieren mit ihren, teilweise einzigartig dekorierten Wänden.

Tuna el-Gebel: ein Friedhof für Paviane und Ibisse

Tuna el-Gebel ist die Nekropole der Priester des Thot und der Militärangehörigen gewesen, die in der antiken Stadt Hermopolis Magna lebten; außerdem wurden die heiligen Tiere des Thot, Paviane und Ibisse, dort in Tiergalerien mumifiziert. Die berühmteste Grabstätte ist das Grab des Petosiris. Er lebte ca. 300 v. Chr. und war ein Hohepriester des Thot. Sein Grab erlangte Ruhm durch einen ägyptisch-griechischen Mischstil. In seiner Architektur ist es einem Pronaos nachempfunden (griechische Vorhalle) und die Grabkammer mit ihren religiösen Szenen ist im traditionellen ägyptischen Stil gehalten, während Alltagsszenen sowohl hellenistische als auch ägyptische Elemente aufweisen.

Tell el-Amarna: Wandeln in Echnatons Traum

Tell el-Amarna, ägyptisch: Achet-Aton „Horizont des Aton“, ist von Amenophis IV./ Echnaton eigens für seinen neuen Kult des Sonngottes erbaut worden. Da sein Nachfolger, Tutanchamun, wieder zur alten Religion und in die alte Hauptstadt Theben zurückkehrte, war Achet-Aton nur kurz besiedelt. Dies ist ein Glücksfall für die Ägyptologie gewesen, denn die Stadt ist nicht weiter überbaut, umgebaut oder in ihren Schichten zerstört worden, sondern zeigt ihren geplanten Grundriss.

Bei einer Besichtigung des Ortes sollten die Erwartungen jedoch nicht zu hoch gesteckt werden, da die Bauten vor über hundert Jahren ausgegraben worden sind und ein großer Teil inzwischen wieder von Sand bedeckt ist. Es sind aber viele Gräber der Beamten zu besichtigen, auch das von ihm selbst nie genutzte Grab Echnatons (seine Tochter Meketaton ist aber dort beerdigt worden), Teile des Siedlungsgebietes und 14 Grenzstelen.

Das hunderttorige Theben

Theben, heute Luxor genannt, war über Dynastien hinweg die Hauptstadt des Landes Kemet („schwarzes Land“), wie es die Ägypter selbst bezeichneten. Die Anzahl der Sehenswürdigkeiten im Herzen des Pharaonenreiches sind immens: Karnak Tempel, Luxor Tempel, Ramesseum, Medinet Habu, Deir el-Medina, Deir el-Bahari, Tal der Könige und Königinnen etc.

Abydos – das ägyptische Rom

Abydos diente schon den proto- und frühdynastischen Herrschern als Nekropole; die Gräber sind teilweise für Touristen freigegeben. Im Laufe der Zeit machte der „Heilige Kultort des Osiris“ eine theologische  Wandlung durch, die ihn zu einer Art „Wallfahrtsort“ der alten Ägypter machte. So hatte jeder den Wunsch in Abydos seine letzte Ruhe zu finden oder zumindest eine Stele zu weihen. Die meisten Stelen des Mittleren Reiches sind in Abydos gefunden worden.

Im Neuen Reich baute sowohl Ramses I. als auch Sethos I. einen gewaltigen Tempel in Abydos, die mit ihrer aufsehenerregenden Bemalung besichtigt werden können.

Dendera – einer kuhgestaltigen Göttin geweiht

In Dendera steht eine der besterhaltenen Tempelanlagen ganz Ägyptens: der Hathortempel von Dendera. Der Tempel aus der XXX. Dynastie ist sowohl mit dem eigenen Auto als auch mit dem Bus zu erreichen. Für Touristen ist aber die Schifffahrt Luxor-Dendera die romantischste und schönste Art zu reisen.

Edfu – zu Ehren eines Falken

Der Horustempel in Edfu ist ebenso wie der Hathortempel von Dendera erst nach der „offiziell künstlerisch-wertvollen“ Blütezeit Ägyptens entstanden; daher wird seine Schönheit und das beeindruckende Können hinter seinem Bau oftmals viel zu wenig gewürdigt.

Kom Ombo – ein weiteres letztes Aufblühen

In Kom Ombo befindet sich der ptolemäische Doppeltempel von Sobek und Haroeris, der für jeden Archäologie-Fan einen Besuch wert ist.

Assuan – versetzte Tempel wegen eines Staudammes

Assuan ist heute vor allem wegen des Staudammes berühmt, weswegen viele antike Gebäude abgebaut und an anderer Stelle wieder aufgebaut worden sind. Einer davon ist der Tempel von Philae, der Isis geweiht, und in der griechisch-römischen Zeit errichtet worden ist. Sehenswert ist auch der „unvollendete Obelisk“, der nun seit Jahrtausenden im Steinbruch verweilt.

Abu Simbel – Machtdemonstration Ramses II.

Abu Simbel ist einer der archäologischen Höhepunkte Ägyptens – 40 Kilometer nördlich der sudanesischen Grenze – von Ramses II. erbaut, um seine Macht zu demonstrieren und seine Göttlichkeit zu zeigen. Der Speos (Felsentempel) besteht aus zwei gewaltigen Tempelanlagen: der große Tempel ist Ptah, Re-Harachte, Amun-Re und dem vergöttlichten Ramses II. geweiht; der kleine seiner Frau Nefertiri und Hathor von Ibschek.

Damit erschöpfen sich die beeindruckenden Kunstwerke Ägyptens aber noch lange nicht. Es gibt noch viele weitere, die der Sand wieder verdeckt hat, die seit Jahrtausenden nicht mehr an das Tageslicht kamen oder die sich in kleinen Oasen und Dörfern vor den Touristen verstecken.

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Eine Meinung

  1. Das nenn ich mal einen informativen Artikel! Wenn man das liest, fühlt man sich wie auf einer kleinen virtuellen Rundreise. Es ist für mich immer wieder unbegreiflich wie die frühen Ägypter Bauwerke solchen Ausmaßes erbauen konnten.

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