Addresse oder Adresse?

Die Franzosen geben mit diesem Wort die Richtung an: s’adresser à qn. Das Französische ist es auch, dem wir die Adresse entwendet haben. Adresse, das war ganz am Anfang nur die Richtung. Bis der Sprachgebrauch der einmal nachging: sie wurde zur Botschaft, die sich an jemanden richtet, und die fand ihrerseits irgendwann zur Anschrift… des Adressaten.

An der richtigen Adresse

Um diese Wörter sammeln sich allerhand Synonyme, die auf ähnliches hinweisen wollen, zum Beispiel die Grußbotschaft und das Glückwunschschreiben, auch die Bittschrift oder die Petition. Früher jedenfalls. Der Aufenthaltsort dieser Bedeutungen ist nicht im heutigen Sprachgebrauch angesiedelt. Heute gibt es Adressen, wo man nur hinschaut: Speicheradressen, Start- und Zieladressen, Internetadressen, Solidaritätsadressen, doppelt gemoppelt die Kontaktadresse, Begleitadresse oder Nachsendeadresse. Man will ja überall erreichbar sein.

In der Informatik kann damit die Position einer Speicherzelle oder ein Lokalisierungsmerkmal gemeint sein. All diese Abwandlungen sind durchaus nachvollziehbar miteinander assoziiert. Immer geht’s ums Finden und Gefunden werden. Angezeigt wird die Stelle einer Person oder Sache, an der sie erreichbar ist.

In manchen Synonymrätseln findet man anstelle der Anschrift und Konsorten auch die Denkschrift.

An der falschen – woher kommt die Addresse?

Der Schuldige für den Schreibfehler ist nicht in Frankreich zu suchen, sondern in England. Die englische Schreibweise lautet nämlich address – und das sieht ja verdächtig nach der gepflegt falschen Schreibweise – der Addresse – aus, mit der wir gelegentlich deutsche Haushalte kontaktieren.

Wörter, die in mehreren Sprachen ähnliche Schreibweisen haben, müssen die Verwechslung ihren Landsmännern öfter einmal verzeihen. Einmal die Vokabelzeilen vertauscht, ist der Buchstabensalat ab der Schulzeit ohne Aussicht auf Besserung falsch abgespeichert. Schülerköpfe sind für Grammatik und Rechtschreibung bekanntermaßen die falsche Adresse – ein gängiger Ausdruck, mit dessen Hilfe der ein oder andere sich die richtige Schreibweise womöglich merken kann.

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