Abstieg: Der Kampf der Bundesliga-Kellerkinder vor dem 24. Spieltag

Die Fußball-Bundesligasaison 2011/2012 befindet sich bereits im letzten Drittel. Damit wird es für die Mannschaften am Tabellenende immer ernster und schwieriger, dem Abstieg zu entgehen. Aktuell gibt es in erster Linie vier Mannschaften, die sich in akuter Abstiegsgefahr befinden. Während Augsburg und Freiburg sich von Anfang an ganz unten befanden, sah es in Berlin und Kaiserslautern eine ganze Zeit lang deutlich besser aus. Doch nun muss man sich auch in der Hauptstadt und der Pfalz einzig und allein auf den Klassenverbleib konzentrieren. Am 24. Spieltag der Fußball Bundesliga haben drei der vier Teams ein wichtiges Heimspiel zu bestreiten. Nur Augsburg muss in die Ferne reisen.  Wir beleuchten die Bedeutung dieser Begegnungen und versuchen uns an einer Einschätzung, welcher der vier Konkurrenten die besten Chancen auf die Rettung hat.

Der SC Freiburg vor dem Abstieg: Eine vorhersehbare Situation?

Chistian Streich gab nach der 1:4-Niederlage gegen Stuttgart so etwas wie Durchhalteparolen aus. „Egal, ob wir das nächste Spiel gegen Schalke gewinnen: wir werden nicht aufgeben und jeden Gegner bekämpfen oder nach unseren Möglichkeiten bespielen.“ Das wirkte mutig, aber auch ein wenig hilflos, denn zuvor hatte Streich schon darauf hingewiesen, dass die Schalker erneut eine Mannschaft sind, deren Qualitäten deutlich über denen der Freiburger liegen. Zugegeben, es war nicht zu erwarten, dass der SC die erfolgreiche letzte Saison würde wiederholen können. Das Team hatte deutlich über seinen Möglichkeiten gespielt, während stärker eingeschätzte Vereine geschwächelt hatten. Doch ein Einbruch bis auf den letzten Tabellenplatz war dann doch ein sehr herber Fall. Selbst im so ausgeglichenen, familiären Umfeld in Baden musste man schließlich doch zur altbekannten Methode greifen und Cheftrainer Marcus Sorg entlassen.

Doch sein Nachfolger Streich hat nun nicht unbedingt bessere Aussichten. Toptorjäger Papiss Demba Cisse verließ den Verein, wie es schon lange zu erwarten war, in der Winterpause. Und in der Tabelle ist man nach wie vor Schlusslicht. Die Rückrunde verlief allerdings leistungsmäßig bislang ordentlich. Einem Sieg gegen Augsburg folgte daheim ein starkes 2:2 gegen Bremen und ein ebenso überraschendes 0:0 gegen die Bayern. Auch das 2:3 in Wolfsburg war überzeugend und unglücklich zugleich. Nur die harschen Niederlagen in Mainz und Stuttgart sowie die grundsätzliche Auswärtsbilanz trüben die Stimmung deutlich. Doch aufgeben wird man in Freiburg, wie angesprochen, bis zum Schluss nicht. Und so muss sich sicherlich auch der FC Schalke im Breisgau warm anziehen.

Wieviel Kampfkraft steckt noch im 1. FC Kaiserslautern?

Deutlich nach unten zeigt die Leistungskurve dagegen beim 1. FC Kaiserslautern. In der Rückrunde gelang noch kein einziger Sieg. Zwei dürftige „Unentschieden“ gegen Bremen und Augsburg sind die einzige bisherige Ausbeute. Danach folgten drei Niederlagen, von denen die indiskutable 0:4-Pleite in Mainz der bisherige Tiefpunkt der Talfahrt darstellte. In Kaiserslautern brodelt es und auch das alles andere als ruhige Umfeld trägt sein Scherflein dazu bei. Pfiffe sind immer häufiger an der Tagesordnung und Spieler wie der israelische Nationalstürmer Itay Shechter werden – in diesem Fall sogar rassistisch – beleidigt.

Ruhig bleibt scheinbar nur Manager Stefan Kuntz. Ihm zufolge stehe Trainer Marco Kurz, nicht zur Disposition. Sollten die Lauterer tatsächlich am Aufstiegstrainer festhalten, wäre dies sicherlich eine sehr ungewöhnliche Haltung im Kampf gegen den Abstieg. Die Spieler sind nun im besonderen in der Pflicht. Am kommenden Samstag kommt der ebenfalls kriselnde VfL Wolfsburg in die Pfalz, der zudem das schwächste Auswärtsteam der Liga ist. Für die Roten Teufel wird diese Begegnung wahrscheinlich zu einem Schlüsselspiel, denn wann sonst soll endlich der erste Rückrunden-Dreier gelingen, der die Wende bringen könnte?

Greift Herthas Notanker noch rechtzeitig?

Mit großem Tamtam wurde Otto Rehhagel in Berlin vorgestellt und mit ihm als Hoffnungsträger schien neuer Elan in den Verein Hertha BSC einzuziehen. Doch mit dem 0:3 gegen Augsburg ist ein Gutteil der Euphorie schon wieder verfolgen. Otto Rehhagel gab in der anschließenden Pressekonferenz zwar auf die Frage, ob er ernüchtert sei, zu Protokoll, dass er stets nüchtern – da Antialkoholiker – sei, doch bereits dieses erste Spiel wirft Fragen auf, die auch der alte Trainerfuchs zügig beantworten muss. Die Berliner sind nach einer starken Rückrunde nun auf Platz 16 abgerutscht und mussten den Mitaufsteiger Augsburg vorbei ziehen lassen. Sind sie nach dieser kaum beispielhaften Schussfahrt nach unten überhaupt noch in der Lage, einen Aufschwung einzuleiten und die Niederlagenserie zu durchbrechen? Insbesondere die chronisch Abschlussschwäche und Torlosigkeit bereitet den Spielern und Verantwortlichen Kopfzerbrechen.

Als nächstes kommt nun Werder Bremen ins Olympiastadion und dieses Heimspiel soll, wie auch in Freiburg und Kaiserslautern, ein entscheidender Wendepunkt sein. Für besondere Aufmerksamkeit sorgt dabei sicherlich das Aufeinandertreffen des einstigen Rehhagel-Schützlings Thomas Schaaf mit dem Lehrmeister. Obwohl Schaaf in Bremen einen anderen Fußball spielen lässt, als zu seiner Zeit Otto Rehhagel, hat er nie verneint, dass ihm der Trainings- und Führungsstil der Bremer Trainerlegende immer ein Vorbild war. Nun muss der in die Jahre gekommene Rehhagel in Berlin seinen früheren Spieler und seine Mannschaft in die Knie zwingen, sonst findet sich Hertha sehr schnell am untersten Tabellenende wieder.

Wird der FC Augsburg als größter Außenseiter plötzlich zum lachenden Vierten?

Für den FCA war der Erfolg über die Hertha am vergangenen Wochenende überlebenswichtig. Zuvor hatte man in der bisherigen Rückrunde nicht gewinnen können, obwohl direkte Konkurrenten um den Klassenerhalt wie Freiburg, Lautern und Nünberg die Gegner waren. Nun hat man mit den Berlinern einen solchen geschlagen und findet sich urplötzlich auf Platz 15 wieder. Dass dies aber kein Grund zum Jubilieren ist, zeigt der schwere Rest-Spielplan des größten Liga-Underdogs. Schon in der nächsten Partie geht es zum europacupgestählten Hannover 96. Danach folgen Dortmund, Mainz und Bremen. Jos Luhukay wird mit seiner Mannschaft so schnell wohl nicht da unten herauskommen. Doch was hat man in Schwaben auch anderes erwartet? Schon die aktuelle Position ist für den FCA ein guter Erfolg. Die Chance auf den Klassenerhalt bleibt bestehen, und wenn man so zusammenhält, wie im Spiel gegen die Hertha, kann vielleicht noch so manches Wunder möglich werden.

Fazit: Der kommende Spieltag könnte ein Fingerzeig für den Rest der Saison geben. So wird Kaiserslautern auch gegen Wolfsburg nicht über ein Remis hinaus kommen und schafft am Ende die Wende nicht mehr. Auch für die Augsburger reicht es schließlich nicht. Die zukünftigen Gegner sind einfach zu stark. Bereits in Hannover setzt es eine 1:3-Niederlage. Die Hertha darf immerhin auf die Relegation hoffen. Gegen Bremen gelingt mit dem 1:1 ein erster Achtungserfolg. Allerdings müssen die Berliner mit starker Konkurrenz aus Freiburg rechnen. Der SC schafft ein überraschendes 2:1 gegen Schalke und wird ein erbitterter Konkurrent um die Plätze 15 und 16 sein. Hinzu gesellt sich vermutlich auch noch der 1. FC Köln, dessen Leistungskurve in den letzten Spielen deutlich nach unten zeigt und der daher doch noch einmal zittern muss.

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