25hours Hotel Bikini Berlin: Wer will vom Löwen geweckt werden? – Eine erste Hotelkritik

Ein Hoteltest in einem noch nicht eröffneten Haus ist etwas ganz besonderes. Da reißt schon mal ein Bauarbeiter einfach die fest verschlossen gemeinte Zimmertür auf – wie gut, dass ich alleine war. Im 25hours Hotel Bikini Berlin waren einige Tage vor dem offiziellen Opening Ende Januar wenige Zimmer zu testen – mir wurde ein anständiger Standardraum, Typ „Urban“, zugeteilt. Das Fazit vorab: Für „young urban traveler“ ist das Dschungel-Design-Konzept ein Fest, die wienerisch-israelische Gastronomie ein Genuss und der unverbaubare Panoramablick auf den Berliner Zoo ein Traum. Kleinere konzeptionelle Schwächen vom Produktdesigner Werner Aisslinger lassen sich noch beseitigen: So stimmt die Beleuchtungsstärke in den Zimmern keineswegs. Auch die im wesentlichen nur mit Neon-Leuchten illuminierten Gänge schrecken wie ein düsterer Hinterhof eher ab, als sie beim nächtlichen Heimweg ins Zimmer einladen.

Die kleinste Zimmerkategorie (ab 115 Euro je Nacht) reicht in einem Stadthotel völlig aus – jedoch sollte man unbedingt auf einem „Jungle M“ – also mit Zoo-Blick – bestehen. Wer möchte nicht einmal früh von Löwen-Gebrüll und Affen-Geschnatter geweckt werden, wie in einer afrikanischen Lodge? Das wichtigste sind hochwertige Hotelbetten – Matratzendicke und Wäschequalität sind als sehr gut abgehakt – und eine geräumige Dusche. Beides ist im „Bikini“-Hotel gelungen. Vom Raumkonzept – offene Sanitär-Theke mit Waschbecken und Durchblick in die Dusche – muss nicht jeder restlos begeistert werden. Wie sagte es Bruno Marti, der Chief Brand Officer von 25hours Hotels, so mutig: Über Geschmack muss man  diskutieren.

Roher Sichtbeton, offene Leitungsschächte, comichafte Graffitti-Wegweiser und Hängematten in der Rezeption machen den sprüden Charme des „urbanen Dschungels“ im guten, alten Westberlin eben aus. Nicht diskutiert werden muss nicht der Nutzwert und Komfort für den Gast: Wenn die Zimmerbeleuchtung nicht ausreicht, um Hemd und Pulli im Spiegel auf Flecken zu untersuchen, dann hat das Designbüro hier etwas falsch gemacht. Da hilft auch kein Veto. Die erfahrenen Betreiber – Prof. Stephan Gerhard, Ardi Goldmann, Kai Hollmann und Christoph Hoffmann – haben den Nachbesserungsbedarf bereits erkannt.

Michael Wünsch, der smarte General Manager, darf seine Gäste in einer eigenwillig, aber ausgesprochenen gemütlichen Lobby willkommen heißen. Ganz anders, als beispielsweise den nahgezu gefühllösen Low-Budget-Hotels wird man im Entrée von heimeliger Wärme und Düften aus einem  Backofen und Kaminfeuer eingeladen. In Hängematten mit Zoo-Blick gelingt eine lässige Verschnaufpause – oder bei trendiger Musik in den schönen Polstermöbeln von Designer Aisslinger – dies ist sehr gelungen, sic!

Glanzstück für das neue Lifestyle-Hotel ist das F&B-Konzept „Neni“ auf der vollverglasten Dachterrasse. Haya Molcho aus Wien – Ehefrau des weltberühmten „Papst für Körpersprache“ Samy Molcho, mischt hier ihre ungemein leckere Wiener Naschküche mit dem besten aus der Levante. Ihre feinsten Tapas – unbedingt probieren: Haya’s Hummus! – sind nach dem 25hours Hotel in Zürich nun auch im dritten Haus der Gruppe zu Gast: im 25hours Wien wird in der Dachboden-Bar nur das Hummus serviert. Haya Molcho kümmert sich persönlich um die Einarbeitung der Berliner Küchenkollegen und überwacht die Speisenqualität regelmäßig vor Ort. Gemeinsam mit der „Monkey Bar“, der freien Dachterrasse mit Panoramasicht von Gdeächtniskirche (Urban) über den Zoo bis an den Rang des Tiergartens (Jungle) wird dies sich schnell als neuer Place to be in West-Berlin etablieren.

Details am Rande, aber mit hoher Anziehungskraft, sind die in den Zimmern inkludierten Stadtfahrräder (Ja, die stehen zum Teil auf den Zimmern!), die kleine Sauna mit unerhülltem Blick hinunter in die Tiergehege und die offenen Toiletten (Ja, auch da ist nur eine Glasscheibe …). Das ist alles recht merkwürdig, im positiven Sinne des Wortes. Wer das nicht mag – nun ja: der sollte im 25hours besser nicht einchecken.

Die Lifestyle-Hotels verfolgen ja von Beginn an individuelle Hotelkonzepte. Keines ist wie die anderen. Auch das neue Bikini in Berlin kann als weitgehend gelungen introdiert werden – der zu erwartende Erfolg wird dies sicherlich bald bestätigen.

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